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Wer im Winter bei der Abenteuer-Rallye Baltic Sea Circle mitmacht, muss schon ein bisschen verrückt sein. Wer dabei auch noch im Volvo V70 campt, ist ganz offiziell irre – ein Erfahrungsbericht.
Zwei Wochen mit alten Volvo-Kombis durch Skandinavien und Russland. Bis ans Nordkap und noch weiter – im Winter! Beim Baltic Sea Circle, einer Abenteuerrallye für jedermann, sind Nehmerqualitäten gefragt. Als Lohn winken Erlebnisse, die sich unauslöschlich ins Gedächtnis brennen: Streifzüge durch die verschneiten Fjorde Norwegens, Stinkefisch essen auf der Motorhaube, Schneesturm bei Tag und Polarlicht bei Nacht – ein Roadtrip, der nichts auslässt. Vor allem, wenn man dazu noch im Auto nächtigt.
Die ganze Geschichte des Trips gibt's bei den Kollegen von auto-motor-und-sport.de:
Für alle, die selbst Ähnliches planen: Hier kommen Insider-Tipps zu den 5 wichtigsten Fragen fürs winterliche Low-Budget-Camping im Volvo V70. Praxiserprobt und wetterfest – alles was man wissen muss zu Umbau, Ausrüstung, Verpflegung, Winterzubehör und Teamgeist.
Der große Vorteil des Volvo V70: Er pfeift auf cw-Wert und Stromlinie. Das schafft im Inneren jede Menge Platz. Die Kastenform des alten Schweden ist also wie geschaffen für einen Bettausbau!
Unser erklärtes Ziel war es, ein möglichst komfortables Schlafabteil in den Fond zu zimmern, ohne dabei zu viel Stauraum preiszugeben. Mit Kanthölzern und OSB-Platten, gesponsert von einem befreundeten Schreiner, entstand so ein individuell eingepasstes Gemach in attraktiver Halbhöhenlage.
Zum Einbau muss natürlich die Rückbank versenkt werden, was beim V70 ab Werk und ohne aufwändigen Ausbau klappt. Als Referenzhöhe für den Stauraum unter dem Bett diente ein Bierkasten – man muss schließlich Prioritäten setzen. Alles, was darüber hinausgeht, würde allerdings auch den Freiraum zwischen Liegefläche und Dachhimmel zum Alptraum aller Klaustrophobiker machen. Wer untenrum mehr Platz braucht, kann die Abdeckung der Reserveradmulde aushängen und das darunterliegende Rad ausbauen. Man kann aber auch einfach tagsüber Gepäck auf der Matratze lagern und dieses dann zum Schlafen auf die Vordersitze werfen.
Halbhoch montiert, liegt die Liegefläche fast auf den Radkästen auf – das schafft maximale Platzausnutzung. Eine 120 Zentimeter breite Matratze passt so locker obendrauf. Sie sollte allerdings nicht zu hoch sein – mehr als zehn Zentimeter sind nicht empfehlenswert, weil sonst der Kopf beim Aufstehen schnell Bekanntschaft mit dem Volvo-Dach macht. Eine Isomatte, mit doppelseitigem Klebeband befestigt, hält von unten heraufziehende Kälte ab.
Ein- und Ausstieg erfolgt wahlweise über den Kofferraum oder die Seitentüren. Beides erfordert ein wenig Improvisationstalent, aber nach ein paar Versuchen ist die passende Technik schnell verinnerlicht.
Wer in die Kälte fährt, benötigt natürlich einen warmen Vier-Jahreszeiten-Schlafsack. Der trotzt im Extremfall Temperaturen bis minus 30 Grad und hält nachts angenehm warm, während die Atemluft von innen an die Scheiben gefriert – ein Eiskratzer in Griffweite darf also nicht fehlen. Eine bequeme Wollmütze hält den Kopf auf Temperatur.
Größte Kältebrücken im Hotel Volvo sind die Fenster. Um diesen Effekt ein wenig abzudämpfen, haben wir uns passende Alu-Dämmmatten zurechtgeschnitten, die wir mittels Klettverschluss-Klebeband nachts an die Scheiben pappten.
Eine Standheizung erwärmt das Klima im Auto natürlich ungemein, war für uns allerdings unnötiger Luxus. Wir verzichteten bewusst auf solch teure Umbauten, weil wir unserem Low-Budget-Konzept treu bleiben wollten. Zum Vorwärmen bietet es sich an, vor dem Schlafengehen 30 bis 60 Minuten lang den Motor laufen zu lassen und die Heizung aufzudrehen. Das Aufstehen am nächsten Tag fordert dann zwar Überwindung, aber die frische Luft, die von draußen ins Auto strömt, lässt einen wenigstens schnell wach werden.
Und wenn es nachts doch mal droht, zu kalt zu werden: Der Hohe Norden ist voll von gemütlichen Unterkünften – teils mit Sauna -, die sich über Apps wie Air BnB schnell finden lassen – und die im Winter oft für kleines Geld zu haben sind.
Der Raum im Kombi ist natürlich begrenzt – deshalb beschränkt sich die Innenausstattung auf das Wesentliche. Eine Küche gehört da nicht dazu, aber Gas- oder Benzinkocher sind obligatorische Gepäckstücke – für den heißen Tee am Morgen unverzichtbar. Unverzichtbar ist es auch, den Wasservorrat immer wieder mit Wasser aus PET-Flaschen aufzustocken. Da selbst in entlegenen Gebieten ums Nordkap die Versorgungslage ganz passabel ist, stellt das unterwegs aber kein größeres Problem dar. Wasserfilter oder Chlortabletten können zu Hause bleiben.
Was das Essen unterwegs angeht, bietet sich ein Mix aus Vorräten und frisch Gekauftem an. Ganz Harte können sich natürlich – wie früher die schwedischen Bauern – mit beliebig vielen Dosen Surströmming als Reiseproviant eindecken, dem berühmt-berüchtigten Stinkefisch. Ein todsicherer Tipp für alle, die die Reise unbedingt allein durchziehen möchten.
Aber Skandinavien, und vor allem Russland, haben kulinarisch viel mehr zu bieten. Wer die jeweiligen lokalen Spezialitäten in Supermärkten und Restaurants links liegen lässt, macht einen Fehler. Insbesondere Norwegen ist jedoch was die Lebenshaltungskosten angeht recht teuer – und das betrifft nicht nur den Alkohol. Wer sparen will, bringt sich von zu Hause also einfach einen Grundstock an Tütensuppen, Dosenwurst, Brot, Nüssen und anderen Leckereien mit. Selbst Frisches kann man bedenkenlos einige Tage mitführen – ist ja kalt draußen…
Preisleistungstechnisch isst man übrigens in Russland am besten – und zwar mit Abstand. Deftige Hausmannskost, Teigtaschen in allen Variationen, Borschtsch und Soljanka in rauen Mengen – besser kann man sich gegen die Kälte kaum wappnen. Und das alles zu wirklich günstigen Preisen. Der Wodka zum Nachspülen rundet die Sache ab.
Natürlich könnte man einfach so und ohne weitere Vorbereitung ins Abenteuer starten – wäre damit aber schlecht beraten. Denn der Winter am Polarkreis unterscheidet sich doch stark von dem, den wir in unseren Breiten gewohnt sind – von den Straßenverhältnissen ganz zu schweigen.
Sehr gute, neue Winterreifen sind ein guter Tipp – am besten welche mit spezieller Gummimischung für Nordeuropa. Auch Spike-Reifen wären eine Option, auf die wir aber nach einigem Hin und Her verzichtet haben. Denn Spikes sind in Deutschland und Polen verboten – das hätte für uns bedeutet, für jedes Auto einen kompletten Reifensatz zusätzlich mitzuschleppen. Ein Experiment mit Schraub-Spikes, die man mit dem Akkuschrauber von Hand in den Reifen einbringt, erwies sich als wenig praktikabel. Abgeflogen sind wir trotzdem nicht – und das, obwohl wir auf Glatteis, Neuschnee, festem Schnee und im Schlamm unterwegs waren.
Schneeketten können im Fall der Fälle nützlich sein. Benötigt haben wir sie nicht, aber im Gepäck nehmen sie wenig Platz weg, und Haben ist besser als Brauchen.
Ein Blick ins Kühlwasser ist ebenfalls ratsam – nichts ist schlimmer, als wenn einem über Nacht der Motor einfriert. Unsere Mixtur im Kühlwasserbehälter bot Schutz bis minus 40 Grad Celsius. Dazu ein Motoröl mit niedriger Viskosität (0W-30) und man spart sich den Motorwärmer, den es zum Nachrüsten in elektrisch oder benzinbetriebener Form gibt.
Was wir außerdem verbaut haben? Eine nagelneue Batterie und einen Lithium-Ionen-Zusatz-Akkupack von BOS. Letzteren vor allem deswegen, weil wir 230V-Inverter ans Bordnetz angeschlossen haben, mit denen wir diverse hungrige Verbraucher betrieben – Laptop, Kameraladegerät, Kaffeemaschine etc.
Dass das Auto ansonsten verkehrstüchtig sein sollte – Bremsen neu, keine Risse in den Scheiben, technisch einwandfrei – versteht sich von selbst. Wer mit einem Diesel in den Norden fährt, sollte zudem entsprechende Additive in den Tank kippen. Denn erfahrungsgemäß flockt Diesel bei Kälte schnell aus – und selbst der Winterdiesel, den es an den Tankstellen in Lappland gibt, ist davor nicht gefeit. Diverse Rallyeteams hatten deshalb massiv Probleme. Wir hatten Benziner…
So ein Roadtrip in den Norden Europas ist kein Luxusurlaub – das sollte klar sein. Ein wenig Abenteuerlust und Improvisationstalent gehören dazu, denn unterwegs läuft selten alles wie geplant. Der Zufall ist ein ständiger Begleiter – man weiß meistens erst abends, was der Tag gebracht hat. Aber genau das macht ja auch den Reiz aus!
Wichtig ist allerdings, dass man sich im Auto untereinander gut versteht und auch die Launen des jeweils anderen abkann. Andernfalls stellt sich schnell der Frust ein. Zwei Wochen lang Tag und Nacht auf engem Raum, ohne Intimsphäre, dazu unvorhergesehene Situationen, Kälte und auch mal ein Stimmungstief: am besten macht man die Tour mit guten Freunden – und selbst dann ist nicht sicher, dass man sich nicht irgendwann auf die Nerven geht.
Was dagegen hilft? Sich selbst und die ganze Sache nicht zu ernst nehmen. Treiben lassen. Alles nehmen, wie es kommt. Einfach fahren. Und die Zeit genießen. Vorbei geht die Reise nämlich auch von allein ganz schnell…
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